Gemeinsam

Viel wichtiger als „tolle“ Bewegungen auf zu trainieren und die „eigenen“ Bewegungen abzutrainieren ist, darauf zu achten ob die Augen des Pferdes zu leuchten beginnen, wenn wir mit ihm was tun wollen. Das ist der Indikator für echtes Interesse am Menschen und die Aufmerksamkeit für das was man tun möchte. „Gemeinsam“ bedeutet immerhin „von beiden Seiten“ – also müssen wir das Pferd für uns begeistern können – nicht zwingen. Erst wenn man das Leuchten sieht, kann man davon ausgehen, dass man etwas, in der kleinsten Gruppe die es gibt und die dann dabei entsteht –  gemeinsam beginnen kann. Denn dann sind Pferd und Mensch bereit, in einen faszinierenden Prozess ihrer Körper einzutauchen und gemeinsam ihre Potenziale entfalten zu können.

Viele Reiter fühlen sich mit ihrem Pferd sehr eng verbunden, tauschen sich aus, haben Verständnis für das Pferd, und sind – manchmal trotz großer Kosten und Mühen – froh und glücklich, das Pferd zu haben. Sich aber gemeinsam auf einen körperlichen Weg zu begeben, machen vergleichsweise sehr wenig. Leider noch viel zu wenig. Viele sicherlich auch deshalb nicht, weil sie eigentlich gar nicht wissen, wie sie was anders machen sollen mit ihrem Pferd und wohin sie gemeinsam ankommen wollen.

Wenn man beim Pferd das Grundbedürfnis nach der eigenen körperlichen Weiterentwicklung empfindet, kann man auch spüren, dass es neben der Freude am bloßen Zusammensein noch etwas gibt, was Pferd und Mensch verbindet: die Freude am gemeinsamen Bewegen, am körperlichen Austausch, und am gemeinsamen Entdecken von neuen Bewegungsmöglichkeiten. Ein Pferd dass nicht geritten werden muss, sondern weil es will.

Die Pferd-Reiter-Körperentwicklung und die anschließende Reit-Entwicklung

Wie beim einzelnen Körper, bietet die Pferd-Reiter-Körperentwicklung alles, was dann beide Körper brauchen. Diese kleine „Gemeinschaft“ – körperlich aufs Engste verbunden – harmoniert miteinander, ohne dass sich einer dabei verliert oder sich, seinen Körper und seine körperlichen Bedürfnisse verleugnet. Dass kann nur entstehen, wenn es etwas gibt, was beide miteinander verbindet. Deshalb ist die durchlässige Körperplastizität des Pferdes UND des Menschen so wichtig. Ein bloßes Gefühl von Verbundenheit, mechanisches Reiten oder „Liebe“ reicht dafür nicht aus.

Der Unterschied

Bei den vorgegebenen Aufgaben des Menschen – ob jetzt körperlich beeinflusst oder nicht – wird das Pferd nur seine vorhandenen Fähigkeiten und Bewegungen einsetzen, die erforderlich sind um die Erwartungen und Vorgaben des Menschen zu erfüllen. Das Pferd probiert also auch nicht „die Bewegungen, die es könnte, wenn es sie ausführen könnte“ wie ich es in „Biomotorik“ beschrieben habe. Es bleibt im vom Menschen noch zusätzlich mit Last  belasteten Tunnelblick seiner meistens eingebundenen Bewegungen stecken. Eine Weiterentwicklung, sowohl reiterlich wie körperlich ist damit nicht möglich.

Ganz anders dagegen ein Pferd, das sich als vollwertiger Partner einer Reiter-Team-Gemeinschaft empfindet. Es wird sich aus eigenem Antrieb in die gemeinsame Aufgabe mit einbringen, also viel mehr als nur abzurufen, was es bereits irgendwie kann. Im Gegenteil, diese Pferd wird versuchen,  seine in ihm angelegten Potentiale selbst noch weiter zu entfalten und weiterzuentwickeln.

Das ist dann auch für äußere Betrachter sichtbar – auch wenn bei Pferd und Reiter die Fähigkeiten eher „normal“ sind, aber dieses Pferd-Reiter Team wird mit seinen harmonischen Bewegungen, seinem verlässlichen emotionalen Band, das beide verknüpft und sie verbindet, alle bezaubern und hinreißen. Wäre das nichts als künftige Beurteilung und Herausforderung für Turniere?

Was diese beiden – Pferd und Reiter zusammenhält und sie miteinander und aneinander wachsen und oft über sich hinauswachsen lässt, ist weder durch Technik oder Mechanik herstellbar noch durch Reitregeln regelbar – das was man sieht und was jeden begeistern, sind Bewegungen die beiden leichtfallen – damit fällt auch die Suche nach höher, weiter, schneller weg.

Ich weiß aus eigenen Erfahrungen, dass genau das, den Reitern vom „alten Schlag“ – die fest davon überzeugt sind, dass ein Pferd nur unter Druck und Spannung zu gesetzt werden muss, um Leistung zu bringen – nicht ganz so leicht verstehbar ist. Auch wenn es seit langem bekannt ist, dass eine Unterdrückung von eigenen Bewegungen nur das Gegenteil von Leistung bewirkt. Und es ein alter Spruch ist, der noch immer und auch beim Pferd stimmt: Je mehr von außen gedrückt wird, desto weniger kommt von innen heraus.

Das Pferd kann sich einfach nicht in seinen Bewegungen entwickeln und entfalten, wenn es vom Menschen, von Ausbildern oder Reitlehrern zu einem Objekt von Regeln, Wiederholungen, Druck Zwängen, Erwartungen und Bewertungen, ihren Belehrungen und oft gutgemeinten Ratschlägen, Handlungen und Maßnahmen gemacht wird. Sobald das nämlich geschieht, hat nämlich das Pferd und damit auch der Mensch ein Problem.

Ein großes Problem – denn im Gehirn des Pferdes werden die gleichen Netzwerke aktiviert als wenn das Pferd körperliche Schmerzen hat. Es tut dem Pferd also tatsächlich weh, wie ein Reitobjekt behandelt zu werden. Das Pferd macht dann zwar, was der Mensch von ihm verlangt, aber es führt die Bewegungen nicht mit Leidenschaft und Bewegungslust aus, die es aber braucht, damit ihm die Bewegungen nicht schaden. Es macht die Bewegungen so, wie und wann der Mensch es vom Pferd erwartet, aber nicht so, wie es sie machen könnte – es strengt das Pferd an.

Das ist das Gegenteil von Gemeinsamkeit…

Falls Sie trotzdem immer noch glauben, dass man dem Pferd den Kiefer zuschnüren muss, das Pferdegenick belasten, damit das Pferd leichter händelbar wird, den Pferdekörper in einen körperlichen Stillstand zwingen und sich trotzdem einreden wollem, dass es ihm guttut.
Nein, es tut ihn nicht gut.

Meine Gedanken:

Ich beschäftige mich wirklich sehr ausführlich mit dem Pferd und seinem Körper. Nein, nicht als Mediziner und nicht als Therapeut (höchstens als eine Art Natur-Therapeut) – sondern als jemand, der darauf neugierig ist, wie so ein genialer Körper funktioniert, wie eine Bewegung zusammenkommt, aus welchen Impulsen, wie ein Pferd wirklich lernt, wie schnell es sich anpasst, und welche Verantwortung wir als Mensch deshalb haben.

Und ich beschäftige mich mit dem Pferd, mit den Augen eines „eingefleischten“ Reiters. Denn ich habe gesehen, welche positive Wirkung das Reiten auch auf das Pferd haben kann, wenn wir damit seinem genetischen Wunsch nach körperlicher Weiterentwicklung gerecht werde.
Aber auch ich habe mich dazu verführen lassen, Pferde zu ihrem „Besten“ zu zwingen. Das geht ganz schnell – und anfangs meint man es ja wirklich nur gut!

Deshalb habe ich die Biomotorik auch ins Reiten gepackt und mir viele Gedanken darüber gemacht und beobachtet wie das „biomotorische Reiten“ bei den Pferden ankommt. Von der überzeugenden Wirksamkeit und von der Nachvollziehbarkeit für den Reiter ist es genau das draus geworden, was ich mir in meiner Klein-Mädchen-Seele als Reiten immer vorgestellt habe. Es kann so einfach sein, sich mit dem Pferd zu verbinden, weil es das Pferd auch möchte.
Genau das möchte ich Ihnen in meiner neuesten Seminarform gerne auch weitergeben.

Genauso wie ich die „Biomotorik“ – ihre eigene Biomotorik, vielen Pferden zukommen lassen möchte. Deshalb werden Sie auf dieser Webseite die ersten Schritte von „wie führe ich mein Pferd in die Biomotorik“ nachlesen und auch nachvollziehen können. Denn nicht jeder kann das ausführliche Seminar besuchen – und doch ist es mein idealistischer Traum, dass sich das Pferd nicht mehr gegen seinen Körper bewegen muss.

Ein Pferd ist – ein Pferd

Wenn ich eins bei alledem gelernt habe, dann das Pferd einfach so zu sehen, was es ist – als ein Pferd. Und mit dem Wissen, dass der Pferdekörper uns alles bieten kann, was wir uns wünschen – und noch mehr von dem wir gar nichts ahnen – und deshalb auch nicht wünschen können.

Wir müssen nur lernen, diese wunderbare Bewegungsfähigkeit des Pferdes so zu „ernten“, dass nachher nicht nur verbrannte Erde zurückbleibt. Wir müssen die Bewegungen des Pferdes pflegen, damit das Pferd nicht den Preis zahlen muss. Wir müssen den Pferdekörper vor uns schützen, damit das Pferd lebendig sein kann. Und wir müssen das Pferd als Wesen verstehen – als großartiges Wesen – das so sehr versucht, uns zu verstehen – ist das nicht ein großes Geschenk?

Ich möchte sie mitnehmen auf meine Gedanken und Gedankenspaziergänge in mein Wissen über den Pferdekörper – so ganz anders wie in einem Anatomiebuch – und doch genauer beschreibend – weil das Pferd mit seinen Bewegungen alles freimütig über sich erzählt. Ich möchte sie mitnehmen zu den biologischen Bewegungen. Den Bewegungen, die das Leben des Pferdes erhalten und ich möchte sie mitnehmen zur Biomotorik – einem wunderbaren Schlüssel ZU den Bewegungen des Pferdes.
Und vielleicht damit zu einem anderen Verständnis für das Wesen Pferd….



Vielleicht stöbern Sie mal auf dieser Webseite – und vielleicht können der Körper des Pferdes und seine Funktionalitäten Sie ja von etwas anderem überzeugen…