Gelassene Gänge

Gelassene Gänge – die zweite Entwicklungsphase des Pferdes

Die Stichworte dazu: die natürliche Regulation der Atmung durch Bewegung # die vollständige Nasen-, Zwerchfellatmung des Pferdes # das Zungenbein in der Atmung # der Kiefer in der Atmung # das Genick in der Atmung # der Hals in der Atmung # Rippen-, Bauch-, und Brustraum in der Atmung # das Becken in der Atmung # aktuelle Spannungszustände durch Atem lösen # die Abstimmung mit dem Menschen # die Atmung im Organismus # der Organismus-Unterhalt durch Atem # Stoffe-Wechsel durch Atmung # „Abfall-Entsorgung durch Atem

Grundsätzlich strebt die zweite Entwicklungsphase des Pferdes an, die natürliche Atmung des Pferdes mittels seiner eigenen Bewegung wieder zu finden: eine Atmung die tief in den Rippen-, und Bauchraum – und der Wirbelkette entlang, bis ins Becken fließen kann.

Die Verfeinerung des natürlichen Atemvorganges ist deshalb das zentrale Thema bei den „gelassenen Gängen“ des Pferdes. So eine „Verfeinerung“ ist immer gleichbedeutend mit der Eigenregulation des Pferdekörpers und kann vom Pferd nur bei der Erweiterung des Atemraumes in und durch seine eigenen Bewegungen erfahren werden.

Zustandsbeobachtung

Die Atmung des Pferdes reflektiert immer unmittelbar und direkt den aktuellen Spannungszustand des Pferdes. Ohne (fließende) Atmung ist keine vertiefte Wahrnehmung im Körperinnern möglich, weil das „Körpergefühl“ durch die reflexhaften Anspannungen abgeblockt wird (zum Beispiel, wenn noch die „unbewussten Reflexe“ im Pferd aktiv sind). Daran sehen wir, wie eng die drei Entwicklungsphasen ineinandergreifen, und gar nicht getrennt voneinander „abgearbeitet“ werden können.

Aber auch wenn das Pferd flach atmet (was man sehr oft beobachten kann) schwächen sich die Körperempfindungen ab – weil der ganze Organismus dabei verspannt ist und das Zwerchfell sich nicht ausreichend bewegen kann und damit verkrampft. Durch Verkrampfungen werden „Gefühle“ überdeckt. (Wozu fühlen und spüren, wenn alles mit Unwohlsein und Schmerzempfinden verbunden ist?)

Um ein besseres Gefühl und ein Verständnis für die Atmung des jeweiligen Pferdes zu bekommen, geht die „Förderung des Pferdeatems“ daher immer mit einer Zustandsbeobachtung einher, wo bei einem Pferd die Atmung nicht durchgeht, stockt, zögerlich fließt, be-, oder verhindert wird (genaueres darüber können Sie unter „Atemverlauf“ nachlesen). Der nächste Schritt wäre dann logischerweise schon mal alle mechanischen „Hindernisse“ zu entfernen, damit sich der Pferdekörper ganz auf SEINE ATMUNG fokussieren und konzentrieren kann.

Die körperlichen Prozesse des Atems stehen bei den „gelassenen Gängen“ im Vordergrund.

Die zweite Entwicklungsphase setzt gezielt an den körperlichen Vorgängen des Atemprozesses an und unterstützt die elastische Körpererweiterung – vor allem natürlich die des Rippenraumes – und der Befreiung der Atemwege. Das können gewohnt gewordene Muskelzüge, Spannungszustände, Einbindungen, Ausweichmuskulatur, gedehnte Körperpartien sein, aber auch eine einseitige Nutzung des Pferdekörpers.

Was machen die „biomotorischen Übungen“ für die Atmung?

Die „biomotorischen Übungen“ lösen im Pferd einen Lernprozess der Atmungs-, Muskel-, und Nervensysteme aus. Das Anliegen der „gelassenen Bewegungen“ ist es daher, das Pferd in einen optimalen Körpertonus und der nötigen Bewegungsfähigkeit und Verfügbarkeit für seine aufgerichteten Gänge zu bringen. Jede gekrümmte, einseitige, vorgebeugte oder gedehnte Körperhaltung schränkt den Atemfluss genauso ein, wie „verstärkte“ Körperteile – also z.B. die Bauch-, oder Rückenmuskulatur eine trainierte Hinterhandbewegung usw.

Die besondere Art der BIOMOTORIK, dem Pferd während der „bewussten Bewegungen“ Körpergefühl zu vermitteln, trägt jetzt Früchte. Die vielen Impulse die das Pferd während der „bewussten Bewegungen“ bekommen hat, sind nun im Pferdekörper gespeichert und damit immer wieder durch ihre Handlungs- und Bewegungsimpulse abrufbar. Sie haben im Pferd einen Prozess gefördert, in dem „Sinn“, dass dem Pferd seine Bewegungen bewusster geworden sind und dass es damit seinen Körper immer besser selber ansteuern kann. Viele Vernetzungen dazu, haben Sie im Körper, aber auch im Gehirn bereits aktiviert.

Die nun in Folge immer „bewusster“ ausgeführten Bewegungen lösen nun einen Lernprozess der Atemvorgänge aus, der an die bereits vorhandenen Körperresourcen anknüpft, weiter aktiviert und in bestehende Bewegungsmuster integriert. (man könnte auch sagen, mit Atem unterwandert) Wie schon bei den „bewussten Bewegungen“ ist der Hauptbestandteil der biomotorischen Bewegungsabläufe eine gezielte Fokussierung der gesamten Wirbelkette von der Schädelbasis bis in das Becken hinein.

Der Anspruch der „gelassenen Gänge“ ist es, dass sich die Atmung des Pferdes bei jeder Bewegung selbst reguliert. Die Praxis zeigt, dass reine Sauerstoffgaben von außen, inhalieren und Atemübungen! allein – losgelöst von körperlichen Bewegungsfunktionen nicht das gewünschte Resultat erzielen. Durch die „biomotorischen Übungen“ „lernt“ das Pferd aber seinen Körper so zu regulieren, dass er für jede Bewegung die angemessene Atemreaktion erzeugt. Und dann wird auch die unterstützende „Gabe“ von Sauerstoff von außen absolut wirksam und hilfreich.

Die fließenden, sich stets verändernden „biomotorische Bewegungen“ erwirken immer einen Spannungsausgleich im Pferd, aber vor allem wirken Sie den muskulären Dysbalancen des Pferds entgegen – die den durchlässigen Atemfluss behindern oder sogar verhindern. Nach außen sichtbar wird das Gangverhalten des Pferdes immer natürlicher, befreiter, ausprobierend. Ich nenne diese Gänge des Pferdes nicht umsonst „glückliche Gänge“.

Die BIOMOTORIK möchte das Pferd neugierig machen auf seinen Körper. Besser gesagt, SIE können die BIOMOTORIK nutzen um den Bewegungen des Pferdes eine neue, natürliche und gesunde Richtung zu geben. Die BIOMOTORIK unterstützt SIE dabei, sich mit ihrem Pferd auf ihren ganz persönlichen Bewegungsweg zu machen, und so ganz neue, bisher unentdeckte Seiten und Fähigkeiten an sich und ihrem Pferd kennenzulernen.

Womöglich finden Sie hier auf der Webseite Antworten auf Fragen, die Sie sich noch gar nicht gestellt haben. Aber vielleicht auch auf solche, die Sie vielleicht schon lange mit sich herumtragen.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls bewegende Erfahrungen mit ihrem Pferd!

Monika Pausch