Festsitzende Gebisse, D-Ringe, Olivenkopfgebisse

Was macht was im Pferdekörper?
Festsitzende Gebisse z.B. Olivenkopfgebisse, D-Gebisse oder Knebelgebisse

Ein Stück Metall im Maule des Pferdes ist nur dann legitim und hilfreich für das Pferd – wenn es die Kiefer/Zungenfunktionen des Pferdes zusätzlich anregt – nicht aber wenn es sie verhindert.

Bei D-Ringen, Olivenkopf-Gebissen und allen weiteren festen, unbeweglichen Gebissen wird die Zunge gegen den Kieferngrund gedrückt. Das Pferd kann seine Zunge nicht mehr anheben und der Zungenbeinmechanismus wird außer Kraft gesetzt. Dieser unbedingte, unbewusste, Bewegungserhaltende Mechanismus erstarrt – und mit ihm der ganze Pferdekörper.

In Folge wird das Pferd sein Maul öffnen wollen/müssen, um diesem schmerzenden Druck zu entkommen. Das aber verhindert der Mensch mit dem Sperrriemen und dem Kieferriemen. Das Pferd quetscht die Zunge so gut es geht, durch eine freie Möglichkeit (daraus entsteht das kranke Bild der „blue tonque“ der blau angelaufenen Zunge des Pferdes, der damit zwanghaft nur seinem unbewussten Zungenmechanismus nachkommen möchte)

Bei großen Ringen dagegen kann das Pferd sein Gebiss spielerisch mit seiner Zunge immer wieder anheben (deshalb ohne Einfluss, ziehen, stellen und biegen der Menschenhand) – und aktiviert dabei mit seinem Zungenheber-Mechanismus, die Tätigkeit seines Zungenbeines. Das wiederum ist entscheidend für jede Bewegungsinformationsweiterleitung in den restlichen Körper. Dabei ist sicher wichtig zu wissen, dass dieser Zungenheber-Mechanismus ca. 3000 mal in der Stunde! unbewusst vom Organismus ausgelöst werden muss.

Ein Pferd braucht einen sehr aktivierten und angeregten Kiefer/Zungen/Zungenbeinmechanismus um die zusätzliche Last des Menschen schadlos tragen zu können). Deshalb sprach man früher auch von einer Kandarren-Reife des Pferdes. Man sagte damals, dass Pferd ist dann reif für eine Kandarre im Maul, wenn der Kiefer/Zungen/Zungenbeinmechanismus durch eine „Wassertrense“ (mit großen Ringen) so ausgeprägt wurde, dass das Pferd die fixierende, festsitzende Kandarre auch „verkraften“ kann.

Und – jede Verfremdung des Maules und Sinnes-Funktionen des ganzen Pferdegesichtes haben weitreichende Auswirkungen und Folgeerscheinungen auf die Gesichts- und Halsmuskulatur, die Bewegungsabläufe, den Organismus und natürlich auf die Atmung des Pferdes.

Dieser geniale feinausgewogene Kiefermechanismus des Pferdes ist übrigens auch der Grund, warum dem Pferd beim Gras fressen der tiefe Kopf nicht schadet: weil durch das Fressen und Kauen dieser Kiefermechanismus aktiv ist…

Nachtrag und Literaturhinweise zu Kiefer, Kiefergelenk, Zungenbein, und Genickmechanismus des Pferdes

Ich gebe ja immer gerne Literaturhinweise ab, wenn sich jemand mehr in das Thema vertiefen möchte. Aus meiner Sicht werden die Vorgänge im Kiefer des Pferdes, der Zungenbein- und Genickmechanismus viel zu wenig – eigentlich gar nicht beachtet. Ich befürchte sogar, dass die funktionellen Vorgänge des Kiefers heute nicht mehr zum Ausbildungsstandard von Therapeuten und Tierärzten dazu gehört – lasse mich aber gerne eines besseren belehren.

Aber das fehlende Wissen ist eben erschreckend, dabei müssten wir es eigentlich besser wissen, denn man wird sich ja auch beim Menschen der enormen Wirkung des Kiefergelenks immer bewusster. Und gerade beim Pferd beeinflussen das ganze Pferd, sein Verhalten, seine Gänge – alles…

Zum Beispiel hat Pascal Evrard aus der Sicht des Osteopathen ganz viele Vorgänge des Kiefers sehr exakt beschrieben.
Und dann natürlich die Standard-Werke wie die das Handbuch der vergleichenden Anatomie von Ellenberger-Baum, die Anatomie des Pferdes von Wissdorf usw.

Wie immer stehe ich auch ich gerne zu fachspezifischen Fragen zur Verfügung.  In Facebook findet man mich unter „Biomotorik“ – auch da kann man vieles entnehmen.

Monika Buhl