Fastfood-Bewegungen

Das was wir selbst mit unserem Körper praktizieren, machen wir natürlich auch mit den Lebewesen die uns umgeben – und haben so auch das Pferd erreicht. Bewegungen ohne „Nährwert“ für den Körper. Leere, hohle, künstlich antrainierte Bewegungen die zwar schnell und viel sind, den Körper viel Energie kosten, aber weder den Körper noch seinen Organismus  befriedigen, und ihn so jeden Tag ein kleines bisschen mehr schädigen. Aus Fastfood- Bewegungen entstehen Fehlbelastungen des Körpers.

Es sind die vom Menschen geforderten „Fastfood Bewegungen“ an die sich das Pferd rasend schnell gewöhnt und anpasst – so wie wir unsere Burger und das schnelle Essen in unsere Esskultur integriert haben, ohne es zu merken. Aus Fast Food Bewegungen – also Bewegungen, die auf den gesunden Organismus im Hintergrund verzichten und den Körper mit viel und schnell – schwächen statt stärken.  Und von denen der Pferdekörper immer mehr braucht, um nicht abzubauen.

Wie beim echten Junkfood, der den Slogan hat „je mehr Du isst, umso mehr brauchst Du“ – muss man auch die „Junkfood-Bewegungen“ immer wieder trainieren. Die wiederholende Gewöhnung von Bewegungen ist als ein Indikator für Bewegungen zu sehen, die den Körper auf Dauer schädigen. Der Pferdekörper MUSS KEINE stereotypen Bewegungen in einer Dauerschleife wiederholen, um aus ihnen zu lernen. So entstehen aus Fastfood-Bewegungen sehr rasch „Junkfood Bewegungen“. Minderwertige ungesunde Bewegungen, die die biologischen Bewegungen schädigen und so wirklich gar keinen „Nährwert“ mehr für den Körper haben.

Ein Körper muss und kann keine Bewegungen in Wiederholungen trainieren. Der Körper – und vor allem der feinsinnige Pferdekörper lernt Bewegungen über Bewegungserfahrungen, die er mit seinen hochsensiblen Sinneswahrnehmungen wahrnimmt und über die Nervensysteme im Körper integriert. Ohne Sinneswahrnehmungen keine Bewegungserfahrungen, und ohne eigene Bewegungserfahrungen keine biologischen Bewegungen – so einfach ist das Prinzip des Körpers.

Deshalb muss man sich ernsthaft die Frage stellen, warum der Mensch, buchstäblich mit aller Macht, dass Pferd von seinen Sinnen abtrennt, und ihn dann statt biologischen Bewegungen mit Fastfood-Bewegungen und Junkfood-Bewegungen „vollpumpt“.

Aber auch darauf findet man schnell die ernüchternde und verstörende Antwort: weil der Mensch so besser und leichter mit dem Pferd umgehen kann. Mit einem Pferdezombie, dass dem Menschen keinen Widerstand (der Widerstand des Pferdes ist übrigens mehr als berechtigt, denn damit zeigt es an, das man gegen seinen Körper „arbeitet“) mehr entgegen bringt, kann man im wahrsten Sinne des Wortes – alles machen. Das Pferd ist brav, gehorsam, händelbar – und heute oft das Kriterium, nach dem man sich für ein Pferd entscheidet.

Im selben Maße in dem der Mensch seine Kontrolle über seinen Körper verliert, muss dass Pferd um so leichter verformbar sein, und sich an einen Menschenkörper anpassen, der ihm nichts mehr zu bieten hat. Der jahrtausendealte Vertrag den der Mensch mit dem Pferd geschlossen hat, und dem Pferd einen wechselseitigen körperlichen Austausch gewährt, hat nicht nur einen empfindlichen Riss bekommen sondern einen gewaltigen Sprung.

Die Erklärungen, die sich der Mensch dazu gibt um sein Tun zu verteidigen sind abenteuerlich und wissenschaftlich nicht haltbar – spielt aber für den Menschen meist keine Rolle. Denn die Perversion, das Pferd von seinen Sinneswahrnehmungen und damit von seinen Bewegungen abzutrennen, trägt wilde Früchte. So sind pathologische Bewegungsmuster des Pferdes zur Normalität erhoben worden, genauso wie Körperschädigende Ausbildungen – bewusst oder unbewusst.

Wer sich ein kleines bisschen, wirklich nur ein kleines bisschen mit dem Körper des Pferdes und seinen Funktionen beschäftig, weiß dass das alles ein großer Quatsch ist, was man mit dem Pferd macht. Zwänge, Druck, künstliche Gänge – das kann man sich doch an zehn Fingern ausrechnen, dass das kein glückliches, gesundes Pferd macht. Vielleicht befriedigt es den Reitlehrer oder die entsprechende Reitlehre – die eine von gefühlten tausend, die das Pferd in Regeln zwingen möchten, dass unter Druck zu tun, was es am besten (und viel besser wie der Mensch) kann – sich zu bewegen und sich an den Menschen anzupassen – eben ein perfektes Gruppenwesen.