Die Biomotorik des Pferdes

Die Biomotorik des Pferdes – das angeborene Talent des Pferdes zum Bewegen

Das Pferd nimmt nicht von Natur aus eine gesunde Körperhaltung ein. Und schon gar nicht so eine Körperhaltung, die das Pferd befähigen würde, einen Reiter auf seinem empfindlichen Rücken zu tragen. Der Pferdekörper hat in der Natur tatsächlich andere, viel wichtigere, ja überlebenswichtige Ziele. Der Pferdekörper muss schnell, situativ und ohne „zu überlegen“ richtig handelt – um das Leben des Pferdes zu gewährleistet.

Dieses genetische Erbe – die „unbewussten Reflexe“ – prägen bis heute das Bewegungsverhalten des Pferdes.

Die muskulären Signale von Nacken, Kaumuskeln, Zwerchfell und Becken bringen dabei das Pferd in die Aktivierung der „unbewussten Reflexe“, und den Pferdekörper damit in eine Art Erstarrung und  flächendeckende Spannungszustände. Und weil in der Natur das Leben des Pferdes von diesem reflexhaften Verhalten abhängt, wirken die „unbewussten Reflexe“ im Pferdekörper so übermächtig und lösen im ganzen Pferdekörper UNBEWUSST und mit einer enormen Wirksamkeit ein Stress-, Angst-, Flucht-, oder Kampfverhalten aus (siehe auch: die „unbewussten Reflexe“).

„Bewusst bewegen“ muss das Pferd erst lernen

Bewusst – also seinen eigenen Körper steuernd, regulierend oder kontrollierend muss das Pferd erst erlernen – das kann es NICHT automatisch – wie leider noch immer gerne angenommen wird (und zugegebenermaßen einfacher wäre). Bewusst einsetzbar ist sein Körper für das Pferd aber nur, wenn er durchlässig ist (und zwar von der Nase bis zum Schweif) und genau das widerspricht den Spannungszuständen des Körpers, die das Pferd eben für die Aktivierung seiner „unbewussten Reflexe“ braucht.

Körperliche Spannungszustände machen Stress-, Angst-, Unsicherheit

Viele stellen mit Erschrecken fest, dass ihr Pferd gar nicht durchlässig ist. Anfangs kleine Spannungen haben sich zu Spannungszuständen und Muskelverkürzungen immer weiter aufgebaut, bis sich ein regelrechter „Panzer“ aus Muskeln gebildet hat, die vor allem den Schulter- Nacken-, und Beckenbereich umschließen. Und diese aktiven „unbewussten Reflexe“ können wirklich wahre Bewegungskiller sein, weil die Bewegung im Spannungsgeflecht buchstäblich stecken bleibt. Egal, wie sie sich auch anstrengen, mit Spannungszuständen im Körper können Sie das Talent des Pferdes zur Bewegung nicht wachküssen.

Aber die Spannungszustände sind auch keine Ausrede, um zu beginnen, das Pferd in künstlichen Bewegungsmustern und konditioniertem Verhalten zu erziehen und seine Bewegungsfähigkeiten damit wegzuradieren. Was nützt dem Pferd dann also die besten Ideen einer Ausbildung, wenn es so verspannt ist und so viele Muskelverkürzungen und Gelenkbelastungen hat, dass es Bewegungen gar nicht umsetzen kann? Die Basis, die Grundlagenmotorik ist ja nicht dafür da.

Wie soll sich ein Pferd bewegen – das sich nicht bewegen kann.

Man erreicht nur eine gegenteilige Wirkung – denn die Wirbel- und Gelenkbelastung wird mit jedem Spannungszustand stärker und intensiver. So lange, bis sie das ganze Körpersystem des Pferdes komplett verzerrt und verzogen ist. Tief innen, also tief unter der Haut, in tiefen Muskelstrukturen finden sich so auch bei augenscheinlich „braven“ Pferdes, oft extremste Spannungsmuster, Muskelverkürzungen und -verhärtungen. Das Nervensystem gleicht infolge der Daueraktivierung der „unbewussten Reflexe“ einem Sperrfeuer.

Mit unserer Mithilfe und unseren vielfältigen Impulsen kann das Pferd in seinen Körperprozess einsteigen

Vor allem mit der Entspannung des Nackens lassen sich dabei gleich mehrere „Bremszügel“ deaktivieren, „entschleunigen“, regulieren und in bewusste Bewegungen wandeln (Übrigens: der tiefe Kopf entspannt nicht den Nacken!). Mit der Aufmerksamkeit auf sein Becken kommt zu den bewusst ausgeführten Bewegungen die Erweiterungsmöglichkeit für seinen Atem dazu. Damit werden die Bewegungen des Pferdes gelassener, freudiger, lebendiger und – immer noch mehr „bewusster“ (also besser steuerbar, regulierend, selbst kontrollierend).

Das wirkt sich im Umkehrschluss natürlich auch auf das Verhalten des Pferdes aus. Denn das Körpersystem des Pferdes wird ja vor allem durch seine Sinne, seine Emotionen, Gefühle (ja, ein Pferd HAT Gefühle) und Erfahrungen geprägt.

Mit den Möglichkeiten, die die BIOMOTORIK bietet, entdeckt das Pferd seinen Körper neu. Übrigens egal in welchem Alter und in welchem momentanen Körperstatus. Ja, auch der Blick auf das Alter des Pferdes kann verführerisch sein: die Einbußen an Bewegungs-fähigkeit und das Entstehen von Gelenkschmerzen und Arthrosen schreibt man doch zu gerne dem Alter des Pferdes zu. Was eine ebenso bequeme wie schlichtweg falsche Behauptung für das Pferd als 100 %iges Bewegungstier ist und auf seine reibungsfreien Gelenke angewiesen ist.

Das Alter ist nie eine Ausrede – es gibt weder ein zu früh, noch ein zu spät

Der wirkliche Bewegungskiller sind einseitige Bewegungen und damit einseitige Gelenkbelastungen. Aber auch immer wiederkehrende Bewegungen bis an die Belastungsgrenze der Gelenke (ein Pferdekörper ohne Aufrichte- und Tragemuskulatur) töten die Bewegungsfähigkeit. Und da der Pferdekörper sich nur mit dem strukturieren kann, was er zu tun bekommt – kommt das Pferd erstaunlich schnell in gefährliche Gewohnheiten. Schief gedacht, ist eben schief ausgeführt.

Durch die „biomotorischen Übungen“ kann der Pferdekörper immer umfangreichere Netzwerke für die eigene Steuerung seines Körpers herausbilden. Die Durchlässigkeit von der Nase bis zu Schweif und seine verfügbare Körpermechanik ermöglichen dem Pferd immer besser, seine Bewegungsenergie blitzschnell zu bündeln und einzusetzen, aber sich auch genauso situativ einzubremsen.

Mit den Grundbedingungen seines Körpersystems – ich nenne sie die „Grundlagenmotorik“ bringt das Pferd das „Talent“ zur Bewegung bereits mit auf die Welt. Es kommt nur darauf an, ob das dann auch vom Menschen gefördert wird. Aber wenn, dann liegen im Körper des Pferdes schier unbegrenzte Bewegungsvariationen für uns bereit.
Wie das der Mensch machen kann, um die Bewegungsmöglichkeiten, die Feinmotorik, die Fähigkeiten und die Talente des Pferdes zu fördern – damit beschäftigt sich die BIOMOTORIK.

Die Bewegungsfähigkeiten des Pferdes zu fördern und auszuprägen kann lebensverändernd sein

Auf der Suche nach den (noch) verborgenen Bewegungsmöglichkeiten des Pferdes müssen wir uns deshalb in erster Linie damit beschäftigen, WAS das Pferd von der Durchlässigkeit seines Körpers abhält. Eine sehr persönliche Spurensuche beginnt damit, die uns der Pferdekörper am besten selber erklären kann, wenn man die nonverbale „Zeichensprache“ der Muskeln versteht. Wer gut hinsehen kann, erkennt verspannte, verkürzte, überspannte, zu schwache Muskeln und überlastete Gelenke – übrigens lange bevor eine Bewegungseinschränkung oder ein Symptom entsteht.

In der Biomotorik des Pferdes geht es nicht um das „erlernen“ von BEWEGUNGEN – die, wie wir eben gesehen haben – sehr beeinflussbar und abhängig von den „unbewussten Reflexen“ der Umwelt, Umgebung und so vielen anderen Faktoren, Stimmungen und Emotionen sind, sondern um die Motorik, (wie der Name Bio-motorik schon sagt) die im Kopf des Pferdes stattfindet. Über gezielte Impulse, Anreize und Anregungen können wir den Körper des Pferdes verändern, aufbauen und entfalten lassen – und all das, ohne das Pferd in seinen Bewegungen zu ver-, und behindern.

Fazit: es gibt IMMER eine Möglichkeit – das Pferd in die Möglichkeiten, Fähigkeiten und Talente seines Körpers hineinzuführen. Ob das bei ihrem auch Pferd funktioniert, erfahren Sie nur auf einem Weg: ausprobieren!

Begleiten Sie mich doch einfach in eine völlig andere Dimension der Pferdebewegung. 
Suchen Sie Bewegungen, einen Umgang, ein Reiten und Gemeinsamkeit mit dem Pferd, die Stress-, Druck-, und Angstfrei für sie beide sind – dafür aber gespickt sind mit so vielen verbindenden Bewegungsmomenten, in denen das Pferd seine ureigene Persönlichkeit und seine Fähigkeiten mit in seine Bewegungen einbringen kann.
Genau das sind übrigens dann auch die Bewegungen, die das Leben des Pferdes reicher, leichter und vor allem – gesünder machen.

Die BIOMOTORIK möchte das Pferd neugierig machen auf seinen Körper. Besser gesagt, SIE können die BIOMOTORIK des Pferdes nutzen, um seinen Bewegungen eine neue, natürliche und gesunde Richtung zu geben. Die BIOMOTORIK unterstützt SIE dabei, sich mit ihrem Pferd auf ihren ganz persönlichen Bewegungsweg zu machen, und so ganz neue, bisher unentdeckte Seiten und Fähigkeiten der Bewegung, an sich und ihrem Pferd kennenlernen.

Womöglich finden Sie auf dieser Webseite www.biomotorik.eu Antworten auf Fragen, die Sie sich noch gar nicht gestellt haben. Aber vielleicht auch auf solche, die Sie vielleicht schon lange mit sich herumtragen.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls bewegende Erfahrungen mit ihrem Pferd!

Monika Buhl