Die Akteure im Körper

Der Körper in Bewegung – oder eben nicht…
…das bestimmen die Akteure im Körper

Die Akteure:

  1.  Körperplastizität
  2.  Körpermechanik
  3.  Über die Wirbel gehen
  4. Funktionalität
  5. Bewegungsfähigkeit
  6. Eigene Bewegungserfahrungen
  7.  Aufrichtung
  8. Gleichgewicht
  9. Sinneswahrnehmungen
  10.  Anpassungsfähigkeit
  11. Interaktion und Kommunikation
  12. Biomotorik

Biologische Bewegungen kann man am besten als lebendige Bewegungen aus Sicht des Lebewesens beschreiben.(Biologie bio von bíos, ‚Leben‘, und lógos: ‚Lehre‘; Biologie wurde früher auch Lebenskunde genannt – ist die Wissenschaft der Lebewesen) Dass sich ein Körper sehr leicht beeinflussen lässt, weiß derjenige am besten, der schon mal eine Zahnspange oder eine Brille getragen hat, die gedrückt haben.

Der Körper des Menschen und auch des Pferdes lässt sich sehr leicht, wirklich sehr leicht durcheinander bringen und aus seiner Bewegungsbahn schmeißen. Das ist der Körper seiner hohen Anpassungsfähigkeit geschuldet, die aber wiederum sowohl das Pferd, wie als auch den Menschen evolutionär überleben lassen hat. Wie leicht man in seiner Wahrnehmung durcheinander zu bringen ist, merken wir, wenn die Sonne scheint, oder wir einen netten Menschen kennenlernen oder uns etwas Tolles gelungen ist. Sofort werden unsere Bewegungen leichtfüßiger.

Das Gegenteil ist leider auch der Fall. Aber wir werden eben nicht nur vom Regen, einem steinigen Boden, schlechter Stimmung und unguten Menschen beeinflusst – sondern auch von unseren eigenen Muskeln – die können nämlich dem eigenen Körper so viel Druck und Spannung aufbauen, dass der ganzer Körper schmerzt. Weswegen man sich immer genau überlegen sollte, welchen Muskel man aufbaut.

Eigentlich völlig unverständlich warum der Mensch nicht alles, wirklich ganz buchstäblich alles macht, um seinem und den Körpern von den Lebewesen, die ihn umgeben jede Bewegung zu geben, die sie brauchen. Aber das krasse Gegenteil ist leider der Fall, man muss geradezu den Eindruck haben, dass der Mensch alles tut um jede Bewegung im Körper zu verhindern. Mit den unvermeidlichen Folgen muss man sich dann zwar natürlich herumschlagen, nimmt sie aber anscheinend in Kauf.

Ja früher war alles ganz anders. Das hatte der Großteil der Bevölkerung mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen – nämlich mit zu viel „Bewegung“. Das mag der Körper nämlich auch wieder nicht. Sowohl das Schonen wie auch das Überbelasten schaden dem Körper. Und da aus dem Schonen auch gleich eine Überbelastung wird, weil der Körper eben seine Bewegungen nicht mehr gewohnt ist, verkürzt beides seine Lebenszeit. Nein, eigentlich muss ich sagen, seine Betriebszeit – denn der Körper kann auch quasi künstlich am Leben erhalten werden, mit künstlichen Bewegungen und zu viel Nahrung. Diesen Schiefstand (kann man auch bildlich sehen), der sich sofort in der Psyche, die mit dem Körper Hand in Hand geht, niederschlägt, lässt gesunde Bewegung absterben.

Die Regeln des Körpers

Daraus entstehen Grundsätze des Körpers, die ich unter „biologische Bewegungen“ zusammengefasst beschreibe, und an die wir uns tunlichst halten sollten. In den Regeln des Körpers unterscheiden sich übrigens Mensch und Pferd überhaupt nicht. Und auch nicht darin, das wir die biologischen Regeln und ihre Grundsätze genauestens respektieren müssen, denn sonst implodiert das ganze Körpersystem.

Generell gilt: man muss dem Körper täglich mehr Gutes tun, wie ihm zu schaden – sprich jeden Tag mehr gute Bewegungen, wie solche, die sein Bewegungssystem schädigen. Alles andere ist wie: sie sitzen den ganzen Tag – von morgens bis abends im Büro auf dem Stuhl, und am abend betreiben sie intensives Bauchmuskeltraining. Also unterstützen die eh schon verkürzte Körpervorderseite.

Und noch ein anderer Satz gesellt sich dazu. Denn der Körper braucht nur so viel „Nahrung“, dass sein Betriebssystem erhalten wird. Alles andere ist einfach zu viel. Zuviel gutes Öl schadet ja auch dem Auto. Auch da wieder ein Beispiel: denn das ist ein bisschen so, als ob sie tonnenweise Cheeseburger und Pommes essen, und genau darauf achten, dass es „Bio“ ist.

Wenn es schon passiert ist`!

Ihr Körper ist schon aus dem Ruder gelaufen und in einer Schieflage? Kein Problem, denn der Körper ist jederzeit zum Verhandeln bereit. Wie weit er allerdings kommt bestimmt der Körper selber. Sie müssen sich nur auf seine Regeln einlassen, und nach den wirklichen Ursachen forschen.

Und die erste Regel ist: ihn von seinen Einbindungen, Verzerrungen, Verziehungen, Spannungen und Bewegungseinschränkungen und zu viel künstlichen Muskeln befreien.
Und dann soviel gute Bewegungen wie möglich. Bewegungen, die ihn nicht belasten sondern fördern.
Und wenn sie da angekommen sind, in seinen guten Bewegungen fordern.

Eigentlich ganz einfach. Finden Sie nicht?

Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist, das der Körper zwar seine guten Bewegungen ganz alleine finden muss, aber sie müssen ihm dabei helfen, sie müssen ihm die Informationen dazu geben, denn das ist die Jahrtausendealte Art zum „Körperlernen“. Die sensorischen Impulse, Informationen und Reflexe müssen von der Umwelt(dazu gehören auch andere Menschen) im Gehirn ausgelöst werden, damit er wieder „in seine Spur“ kommt, und wieder Zugang zu seinen Bewegungserfahrungen, -Abläufen und -Erinnerungen bekommt, auf denen der Körper ganz persönlich seine Bewegungsentwicklung gestalten kann.

Aber wie kommt der Körper überhaupt aus der Spur

Alles was wir erlernt haben, haben wir gelernt, weil wir mehr oder weniger darauf geachtet haben, was funktioniert hat und was nicht. Ein Körper lernt nur etwas von Bewegungen, die er selber ausführt, die durch seine Nervensysteme gegangen sind und über sein Gehirn gelaufen sind. Bei allen anderen Bewegungen, bei denen das nicht der Fall ist, baut er Muskeln auf, das sind dann künstliche Muskeln, die den Körper eigentlich vor der fremden Bewegung (die nicht über das Gehirn gelaufen ist) schützen möchten.

„Richtige“ Muskeln baut der Körper nicht „von außen“ angefordert auf, sondern der Körper fordert sie quasi beim Gehirn und den Nervensystemen an, um immer wiederkehrende Bewegungen leichter, und geschmeidiger auszuführen. Durch die Anforderung des Körpers „lernt“ das Gehirn Bewegungen.

Die Körpermechanik des Körpers agiert dabei wie ein Stecksystem – erst wenn in der Körpermechanik alles zusammenpasst, werden darüber die richtigen Muskelschichten gebildet. Aber – und das ist das größte Problem, dass dem Körper entsteht, denn Körpermechanik kann man nicht trainieren – sie muss durch die richtigen „Anweisungen“ des Gehirns entstehen. Ausweichstrukturen sind deshalb immer ein Indikator dafür, dass eine „nicht richtige“ Bewegung darunter ist – und das Stecksystem Körpermechanik Defizite aufweist und unvollständig in seiner Nutzung ist.

Leider „lernen“ die meisten Körper dass, was andere dachten, dass es gut wäre – das fängt schon in der frühen Kindheit an. Oder unsere Umwelt fordert, was nicht wirklich gut für unsere Körpermechanik ist – aus diesen Defiziten entstehen die Bewegungseinschränkungen – die unvollständigen Bewegungen. Deshalb ist es in der Biomotorik so wichtig, dass die Bewegungen über das Gehirn und die Nervensysteme als zentrale Steuerungsstelle des Körpers laufen.

Und – mit den selbst initiierten und selbst gesteuerten Bewegungen erkennt der Körper ob das Bewegungen sind, die ihn in seiner Bewegungsentwicklung weiterbringen oder ob er einfach fremde Bewegungsinformationen in sich reinstopft (die dem Körper Stress bereiten, die schnell wieder vergisst, deshalb immer wieder trainiert werden müssen, und damit den Körper verziehen)

Körperliche Eigenwahrnehmung

Das ist der Begriff der körperlichen Eigenwahrnehmung. Wenn der Körper gestresst oder angespannt ist, weil er zu vielen Reizen ausgesetzt ist, oder sich innerlich zurückgezogen hat (weil er zu „geschont“ wurde) kann er innerlich nicht genug entspannen um seine Bewegungen zu spüren. Und ohne bewusst die Bewegungen der Augen, der Gliedmaßen, der Wirbelkette und des Rumpfes wahrzunehmen, kann man seine eigenen Bewegungen nicht steuern – der Körper ist fremdgesteuert, entwickelt Ängste statt Selbstvertrauen, und ist anfällig für Manipulation, weil er seinen eigenen Bezug zu den körperlichen Wünschen und Bedürfnissen verloren hat.

Die Kommunikation

Wenn der ganze Körper zusammenarbeitet ist die innere Kommunikation – die Verbindung von den gesamten Strukturen, aber auch die Kommunikation nach außen klarer und lebendiger. Das ist natürlich unheimlich wichtig wenn man mit anderen Lebewesen zusammen ist, und nicht einsam wie Robinson Crusoe auf einer Insel wohnt. Für Pferde ist es nicht nur wichtig, sondern für das Pferd lebenswichtig, weil es durch die Interaktion mit dem Menschen lernt.

Wie wir für unsere Stabilität sorgen

Nicht das fälschlicherweise angenommene Muskelstärken oder das Stärken von schwachen Körperregionen bringt unsere Stabilität sondern das umfassende Funktionieren des Körpers. Umfassendes Funktionieren des Körpers ist aber nur dann möglich, wenn wir uns der Wirbelkette bewusst werden und wie ihr Funktionieren, die Position unseres Körpers und unserer Bewegungen zulässt und ermöglicht. Also muss man „nur“ lernen, die Wirbelkette integriert zu benutzen. Und – wie wir es zulassen, dass wir unaufhörlich und fließend atmen. Das ist die Basis auf der unsere Organe funktionieren und der Körper in einer unglaublichen Logistik organisiert wird.

Kopf, Hals und Körper müssen zusammenarbeiten

Wir können nicht nur spüren, was wir tun, wir können auch wissen wie etwas zu machen wäre und wir können dazu auch körperlich in der Lage sein. Dazu muss der Körper zusammenarbeiten können und nicht mehr abgetrennt sein. Kopf, Hals und Körper muss auf die gleiche Weise zusammenarbeiten können wie Vernunft, Fokus und Gefühl – damit können wir die Hindernisse und Herausforderungen unseres Alltags bestens überwinden. Dann belasten sie uns nicht mehr, sondern an ihnen lernen wir unsere Fähigkeiten zu integrieren und zu entwickeln. Das Leben und unser Körper bleiben im Fluss, wenn wir all diese Blickwinkel und Aspekte aktivieren und koordinieren können.

„Die Biomotorik“ bietet unserem Körper die einfachen, aber sehr effizienten, praktischen „Instrumente“. Sie können den Körper entdecken und miteinander verbinden. Mit diesem Naturverständnis für die Bedeutung der Bewegungen, Kommunikation, Fokussierung auf die Belange des Körpers, Zentrierung für das Herz und die Atmung gehen sie ganz anders – nämlich mit einem leidenschaftlichen Engagement auch zu einem anderen Lebewesen – zum Beispiel zum Pferd. Und es ist die Macht des gemeinsamen Ziels – des gemeinsamen Körperaustauschs – die sie beide als verbundenes Team bindet. Denn sie verankern neues Lernen im Körper und führen den Pferdekörper damit weiter in seiner lebenswichtigen Bewegungsentwicklung ohne Einschränkungen.