Das Biomotorische Training

Das Fundament

Das Biomotorische Training ist kein Training im engeren Sinne. Es geht hier nicht um ein Gelassenheits-Training noch um ein Einstudieren von Reit-Lektionen, sondern vielmehr ist es eine sehr besondere Art der Pferdekörperausbildung. Es geht um das ausgeglichene, spielerische Verhalten des Pferdes, unsere Beziehung zum Pferd und immer um die Frage, was einer guten Verbindung zum Pferd im Wege steht und was man verbessern kann.

Es geht auch darum, wie wir uns selbst bewegen, und wie sehr wir dem Pferd mit unserem Körper Vorbild sein können, damit das Pferd in seine körperlichen Fähigkeiten kommen und sein körperliches Potenzial steigern kann. Es geht also darum, was uns in unserer Bewegungsfähigkeit einschränkt, welche „Fehler“ wir in der Abstimmung mit dem Pferd machen – vor allem solche, die wir nie bei einem Pferd machen wollten – und natürlich, was wir dagegen tun können.

Glauben Sie mir in der körperlichen Pferdeausbildung ist fast alles eine Phase. Es ist also völlig in Ordnung sich mit dem zu beschäftigen, was gerade funktioniert, so seltsam, oder sagen wir – ungewohnt, es für Sie vielleicht auch sein mag, wenn man es gewohnt ist dem Pferd etwas beizubringen. Aber das übliche Ich-bring-dir-was-bei-Spiel hat enorme verstörende Auswirkungen auf das emotionale Repertoire des Pferdes.

Sie werden in den „biomotorischen Bewegungen“ deshalb nicht allzu viele Kniffe und Tricks in Sachen „Reiterziehung“ des Pferdes finden – denn gerade die Reitbewegungen des Pferdes – also freie Bewegungen unter Last – entstehen aus den ursprünglichen Bewegungen des Pferdes. Je besser wir mit den natürlichen Anlagen des Pferdes zusammenarbeiten – ob das jetzt die physischen oder die psychischen Anlagen sind – desto schöner sind dann natürlich auch die Reitbewegungen.

Ablenkung
Die Ablenkung ist eine Taktik des Reiters, die man gerne anwendet um das Pferd von einer Bewegungserfahrung, die das Pferd machen müsste (um seinen Körper weiterzuentwickeln), wegzuführen – oder eben auch um Bewegungserfahrung des Pferdes ganz zu vermeiden, weil sie uns nicht in den Kram passen.

Die Ablenkung wird – in den verschiedensten Varianten – sehr häufig eingesetzt, ist aber selten angemessen und führt nicht zu einem anderen Verständnis des Pferdes für seinen Körper und ganz sicher nicht zu einem anderen Umgang des Pferdes mit sich und damit auch nicht zu einer verfeinerten Koordinierung. Denn Ablenkung ist Manipulation – sie ist ein Trick und auf lange Sicht gesehen wird diese Manipulation dem Pferd nicht helfen, seine Fähigkeiten zu entwickeln und seine Potenziale auszubauen.
Damit möchte ich aber nicht sagen, dass „Ablenkung“ nicht auch eine Berechtigung hat – aber eben nicht als manipulative Taktik. Wenn sich ihr Pferd beispielsweise im Maul festmacht, ist es eine gute Idee, den Fokus des Pferdes auf seinen Körper und vor allem auf sein Becken zu lenken. Wenn es bis dahin gelernt hat, sich selbst mit seiner Beckenbalance das Maul zu lösen und sich damit in eine feine Maulbalance zu bringen, umso besser.

Fühlen Sie sich in das Pferd ein
Jeder wirklich große Pferdeausbilder der Vergangenheit, hatte die Fähigkeit, sich in das jeweilige Pferd hineinzufühlen. Wenn Sie üben, sich in das Pferd hineinzufühlen, werden ihnen gemeinsame Situationen, in die sie ganz sicher kommen werden, leichter fallen. Wenn Sie über die Umstände und über die Ängste des Pferdes nachdenken, versetzen Sie sich in seine Lage und können versuchen zu verstehen, warum das Pferd so reagiert. Sie fühlen Sie immer besser in ihr Pferd ein und bekommen ein anderes Verständnis für Situationen – dass verändert mit der Zeit ihre Handlungen viel besser als einstudierte Regeln das tun könnten und eher eine verspätete – meist unverständliche – Reaktion auf eine durchaus verständliche Aktion des Pferdes sind.

Jedes Verhalten und jede Handlung ist Kommunikation
Dieses Einfühlen in das Pferd ist eine härtere „Arbeit“ als es auf den ersten Blick scheint – Sie lösen sich dabei Stück für Stück von alten Glaubenssätzen, die wir alle als Reiter gelernt und verinnerlicht haben. Aber es geht es nicht darum den eigenen Standpunkt aufzugeben, wie man vielleicht meinen könnte – im Gegenteil – sondern darum zu verstehen, wie das Pferd sich fühlt, was es tut, warum es das tut. Damit sind sie als Ausbilder „on point“ und hinken immer weniger seiner Reaktion hinterher. Außerdem hat das „zeig es mal dem Pferd richtig ordentlich“ noch nie was Positives hervorgebracht.

Das Fundament
Je besser sie akzeptieren, wo Sie mit ihrem Pferd stehen, desto leichter wird ihr Handeln. „Es ist so wie es ist“, ist immer die bessere Einleitung für einen guten Aufbau des Fundamentes, anstatt mit sich zu schimpfen, dass sie noch nicht dort sind, wo sie ihrer Meinung nach sein sollten. Zu akzeptieren, wo man steht, ist der Schlüssel, um eine Verbindung zum Pferd zu knüpfen, die auf körperlichen Ereignissen und seinem gelassenen, vertrauensvollen Verhalten aufgebaut ist.

Übung: Stellen Sie sich in einer nach vorne gekrümmten Position ihres Körpers auf, und spüren Sie selbst, wie unbehaglich es ist, keine Worte dafür zu haben, wenn man keinen tiefen Luftzug machen kann, unfähig ist, sich über das verfügbare Becken aufzurichten und das alles nicht mitteilen zu können. Sie können NUR so dastehen, können sich NUR in ihrer einschränkenden „Zwangsjacke“ bewegen und spüren NUR dieses belastende Körpergefühl.

Und dann stellen Sie sich vor, aus dieser Situation „gerettet“ zu werden, und in eine bequeme Position gebracht zu werden, in der sie ihre Bewegungen spüren und sich die Bewegungen leicht und frei anfühlen. Diese Unterstützung bietet die praktische Hilfe der „biomotorischen Übungen“ dem Pferd in den ersten Schritten der ersten Phase an.

In der ersten Phase werden die Verspannungen des Pferdes für seine Durchlässigkeit gelöst. Bei den ersten Schritten der ersten Phase wird vor allem das Maul des Pferdes durchlässig gemacht. Das kann das Pferd noch nicht allein und selbstständig – sonst hätte es das längst gemacht. Die erste Phase ist damit die Vorbereitung auf die Vorbereitung der Reitbewegungen. So ganz nebenbei entsteht dabei übrigens ihre Abstimmung mit dem Pferd.

Wie wir unserem Pferd ein schlechtes Verhalten regelrecht anerziehen – und wie wir aus diesem Teufelskreis aussteigen können

Das Pferd wird mit einer Fähigkeit zum Dialog, zur Interaktion geboren. Dieser Prozess beginnt mit der Geburt des Fohlens und hört nie auf. Diese Tatsache können wir uns im „biomotorischen Training“ zu Nutze machen, wenn wir sie annehmen und zulassen. Das Pferd lernt durch das Zusammensein mit seiner Familienherde, respektive durch uns, wie man sich gegenseitig abstimmt und wie man sich wechselseitig bewegt. Wie und warum das so großartig funktioniert, ist noch nicht eindeutig geklärt (Vogel- oder Fischschwärme, oder Gänse, die nie kollidieren)

Die Beobachtung des „anderen“ spielt dabei eine wichtige Rolle, obwohl das meiste unbewusst abläuft. Nach ganz kurzer Zeit lernen beide „Parteien“ wie man mit dem anderen umgehen kann und wie es beide befriedigend finden. Das ausgesprochene „Halt“ z.B. ist dabei ein wichtiger Impuls – diesmal nicht zur Dominanzdemonstration, sondern um Ruhe in die Bewegung zu bringen und das Pferd wieder an seiner Bewegung teilhaben zu lassen.

Sie sehen, „Pferdeerziehung“ kann überaus spannend und lebendig sein – und dabei so ganz anders sein, als wie sie es zu kennen glaubten.

Sie können das „biomotorische Training“ live und bei Ihrem Pferd bei Ihnen zu Hause bei den sogenannten Einzel Up-dates kennenlernen. Voraussetzung ist dazu ein Besuch einer „Reiterschulung“ – damit ihr Körper in das passende wechselseitige Verständnis kommen kann.

Im Anschluss der „Reiterschulungen“ – also genau dann, wenn Sie ihren Körper anders wahrnehmen, gebe ich aber auch immer eine kleine Einführung der „biomotorischen Übungen“ am Pferd.

Termine für die nächsten „Reiterschulungen“
29. 04. 2023 Celle bei Hannover
13. 05. 2023 Steißlingen bei Singen
27. 05. 2023 Graz/Trofaiach
28. 05. 2023 Reiterschulung Teil II Graz/Trofaiach
10. + 11. 06. Reiterschulung I + II (nicht öffentlich)
24. 06. 2023 Saalfelden/Österreich
29. 07. 2023 Geesthacht bei Hamburg
23. 09. 2023 Wörgl/Kufstein/Österreich

Anmeldung über E-mail biomotorik@gmx.de