Biomotorik – Bewegung neu denken

Bewegung neu denken

Das erstaunliche Phänomen der „Biomotorik“ ist eigentlich ganz einfach erklärt. Das biomotorische Bewegungsverhalten verschafft uns alle Vorteile des Körperausdrucks und führt in Bewegungen, bei denen der Bewegungsapparat unabhängig zusammenwirkt, automatisch im Gleichgewicht funktioniert und der Kopf leicht in der richtigen Position getragen wird. Was so banal klingt, verändert den ganzen Körper von innen heraus – denn wenn die Belastung aus den Strukturen genommen und die Dysbalance ausgeglichen ist, verbessert sich die Versorgung der Zellen. Der Körper wird durchlässig…

Der Durchlässigkeit der einzelnen Körperteile

Eine festgehaltene Schulter oder einen runden Rücken werden Sie bei biomotorischen Bewegungen deshalb nie finden. Also genau das NICHT, was in unserem stressigen Alltagsleben und belasteten Muskeln leider so normal geworden ist – und die Zeichen von Fehlbelastung und Dysbalance sichtbar und mit abnehmender Elastizität spürbar werden. Spannung ist eben ansteckend und überträgt sich mit jedem Atemzug in Genick und Schädel.

Welche Vorteile eine Durchlässigkeit hat, die „die Zellen schwimmen lässt“

Der Bedarf, um „Bewegung neu zu denken“, war deshalb wohl zu keiner Zeit für den Menschen und die Lebewesen in seiner Umwelt, dringender und notwendiger als in unserer stressigen, zu viel gesessenen und betonierten Welt. Und weil die fremdbestimmte Stärkung von Muskeln den Bewegungsapparat und seine Organe noch mehr unter Druck setzen, werden verspannte, unelastische und gedehnte Muskeln, auch noch zum Teil des Problems.

Das biomotorische Pferd

So wird auch beim Pferd die freitragende Wirbelkette zum wichtigsten biomotorischen Merkmal. Es geht um eine möglichst spannungsfreie Balance, (Ausbalancierung des Körpers) bei der die einzelnen Wirbel zwischen Genick (da wo die Halswirbelkette den Pferdekopf trifft) und Lendenbereich (der Übergang der Wirbelkette zum Becken) vermitteln können. In dieser idealen Körperposition wird der schwere Kopf des Pferdes von der Wirbelkette getragen – und hat also kein belastendes Gewicht mehr (Was sich rasch ändert, sobald er nach vorne geschoben wird).

Der Pferdekopf, sein Maul und natürlich dadurch auch das Gebiss ist dann kein vorgelagerter Balancierpunkt mehr, der vom Menschen kontrolliert und fixiert werden muss, sondern wird durch die körpereigene „Gegenbewegung“ unterstützt (nach aufwärts wirkende Strukturen) und durch unsere „Genickentlastung“ befreit, in die durchlässigen Bewegungen aufgenommen.

In dieser Körperposition des Pferdes, sind auch Schultern und die Hüfte praktisch schwerelos. Sind die Wirbel zwischen Kopf und Becken aber nicht durchlässig, so zeigt uns der Pferdekörper mehrere Möglichkeiten wie er Verspannungsmuster erzeugen kann – die aber die Wirkkraft der Strukturen verhindern. Zu dem viel zu großen Arbeitsaufwand der Muskulatur (die auf den festen Strukturen nicht elastisch federn kann) kommt dann auch noch der Mensch in die Quere.

Der Einsatz von „Hilfsmitteln“ und auch von der „Hilfsmuskulatur“ des Körpers (um bestimmte Bewegungen ausführen zu können) der im formellen, technischen Reiten verschwenderisch und kontrollierend genutzt wird, belastet das Genick auf eine sehr manipulative Weise, hindert das Pferd am Ausdruck seiner Bewegungen und verschwendet unnötig viel Energie. Das Fazit: brauchen wir und das Pferd nicht…

Die naturgegebene Bewegung des Pferdes

Die untere Hälfte des Pferdekörpers ist evolutionär für die vielfältigsten Möglichkeiten der Bewegung vorgesehen. Die obere Hälfte dagegen, für all die wichtigen Funktionen, die der unteren Hälfte für eine unangestrengte Fortbewegung zuarbeiten. Der Pferdekopf hat sich dabei den höchsten Platz gesichert, um mit dem wahrnehmenden „Rundblick“ seiner Sinne Sicherheit zu gewährleisten. Der so perfekt miteinander abgestimmte Einsatz der Bewegungen schafft die beste Wirkkraft der Strukturen, und zugleich eine sehr gut organisierte Freiheit der Bewegung.

Was genau damit gemeint ist, beschreibe ich auf meiner Webseite, wenn ich die Körper von Pferd und Mensch – und ihre Beziehung in der gemeinsamen Bewegung, unter die Lupe nehmen.

Atemfreiräume werden geschaffen

So wird die Vorbereitung des Pferdekörpers, angefangen von der Anlage der plastischen, durchlässigen Bewegungen in der „Körperbildung“ – über den Ausbau und Weiterentwicklung in der „Bewegungsentwicklung“ bis hin zum „Ausdrucksreiten“ zur gemeinsamen Wegstrecke, die eine so große Vielzahl an Bewegungsmöglichkeiten bietet, dass es dem Bewegungsverhalten nie langweilig wird und in einseitig ausgeprägten Bewegungen einfrieren und erstarren könnte.

Die Wahrnehmung von Bewegung und das eigene Körpergefühl (wird im traditionellen Reiten nicht vermittelt) wird zum notwendigen Bestandteil des motorischen Lernens. Durch das detailverliebte Schärfen der Selbstwahrnehmung wird das Umstrukturieren des Körpers – ganz besonders in den „langen Linien“ der Bewegungsentwicklung bewusst unterstützt, bis das höchste Ziel, die optimal koordinierten Bewegungen – sichtbar in der Kadenz – erreicht werden.

Der biomotorische Reiter

Wie in jeder guten Beziehung, soll sich das Pferd beim gemeinsamen Reiten mit seinem wahrnehmenden empfindsamen, sensiblen und auch sehr verletzlichen Körper unter uns so richtig wohlfühlen. Deshalb sollte es immer unser Bestreben sein, unser Gewicht so gut es geht auf dem Pferd zu verteilen. Dazu brauchen wir einen Sitz im Schwerpunkt und im besten Gleich-Gewicht unseres Körpers. Unsere Gelenke fungieren dabei als Stoßdämpfer zwischen unseren Knochen – ganz ohne Druck und Spannung. Und mit – na klar – Durchlässigkeit.

Durch die „Reiterschulungen“ landet ihr Körper automatisch im Schwerpunkt. Aus ihren Bewegungen, ihrem feinmotorischen Körpergefühl und dem Einfühlen und Abstimmen mit dem Pferd formiert sich ihr Reitersitz. Beim „biomotorischen Reitersitz“ geht um den Ausdruck ihrer Körperteile in Bewegung und um ihre Wirkkraft der Innenbewegungen.

Die gemeinsame Bewegung ist die Brücke zueinander

Wir erinnern uns wieder daran uns als Reiter eigentlich ausmacht, und wie wertvoll die menschliche Hand im gemeinsamen Austausch ist. Das Reiten kann mit unserem durchlässigen Körper zu einer anstrengungslosen, belastungsfreien, spielerischen Kunst des Menschen werden, der sich mit seinem Pferd austauscht. Und, frei von Blockaden, Kontrollmechanismen, Ängsten, Bewertungen und Spannungen voll bei der gemeinsamen „Sache“ ist.

Es wird dabei wegweisend, WIE DAS PFERD auf die Bewegungen des Menschen reagiert. Und wie sich das anfühlt, wenn das Pferd wahrnehmen kann, dass der Kontakt seines Maules mit unseren Händen, federnd und „verschmelzend“ ist. Und auch wie die Losgelassenheit unserer Arme, unserer Schultern und unseres Kopfes auf die Schultern und auf das Genick des Pferdes übergeht – und sich schließlich auf seinen ganzen Organismus überträgt.

Es entsteht dabei ein Reiten, dass im völligen Widerspruch zum technischen, formellen Reiten der heutigen Zeit steht. Ein Reiten, bei dem die Kadenz – der persönliche Ausdruck der beiden Körper das Ergebnis und der gemeinsame Austausch der Weg dazu ist.

Dazu lade ich Sie auf meiner Webseite ein…

Monika Buhl